Dieser Bericht kommt
in Johannes, dem Evangelium der Höhe, nicht vor. Jesus wirdals
Gottessohn nicht versucht, sondern nur als König, Knecht
und Menschensohn.
Es ist wichtig auf
die Verschiedenheit dieses Berichtes zu achten, damit das Gesamtbild der
Evangelien und deren besonderer Charakter sichtbar wird.
Mark.
1,12-13. Und sogleich treibt der Geist ihn hinaus in die
Wüste. Und er war 40 Tage in der Wüste, versucht von dem
Satan, und er warmit (nicht nur bei) den wilden
Tieren. Und die Engel dienten ihm.
Sofort, also gleich
nach der Taufe, wurde Jesus vom Geist in die Wüste getrieben.
Das Zusammensein mit
den wilden Tieren erinnert an den Urzustand der Menschen im Garten Eden
und es weist auf den Zustand im 1000- Jahrreich hin, der Beherrschung der
Schöpfung. Auch der Missionsbefehl geht in Mark. an die ganze
Schöpfung.
Matt.
4,1-11 ...dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste
hinaufgeführt, um vom Teufel (diabolos) versucht
zu werden. Nur Matt. und Luk. schildern die 3 Details der Versuchung.
Luk.
4,1-13. „Jesus aber, voll heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück
und wurde vermittels des Geistes in der Wüste geführt,
40 Tage versucht vom Teufel.
Mark.: sogleich treibt
der Geist ihn hinaus in die Ödnis. (Der Gottesknecht wurde hinaus
getrieben)
Matt.: dann (daraufhin)
wurde Jesus vom Geist hinaufgeführt in die Ödnis.
Luk.: ...und wurde mittels
des Geistes in
der Ödnis geführt, 40 Tage.
(Der Menschensohn wurde also 40 Tage vom Geist geführt)
Im Vergleich dieser
3 Stellen sehen wir die fortschreitende Entwicklung in der Geistesführung.
Der Geist ist es, der die Versuchung veranlasst. Wohl ist Satan bzw. der
Teufel das Werkzeug der Versuchung, aber ohne die Absicht des Geistes hätte
er keine Möglichkeit gehabt, sich Jesus als Versucher zu nahen. Jesus
sollte durch die Versuchung bewährt und zubereitet werden.
Zitat von H. Langenberg:
Die Bibel kennt den Ausdruck „versuchen“ im guten und im üblen Sinn.
Gott versucht den Menschen nur im guten Sinne zur Bewährung, vgl.
Hebr.11,17: Abraham und Joh.6,6: Christus.
Matt. und Luk. nennen
den Widersacher Teufel und Mark. nennt ihn Satan. Als Satan
ist er der große Gegenspieler Gottes, der die Heilspläne Gottes
sabotieren will. Der sichtbare Heilsweg begann mit Jesus in Niedrigkeit,
mit dem Gottesknecht. Dies wird im Evangelium der Tiefe am deutlichsten
dargestellt. Und als Teufel tritt er als der Versucher der Menschen auf,
um sie in Sünden zu verstricken.
Dort wo Israel versagt
hat, nämlich in den 40 Jahren Wüstenwanderung, dort trat Jesus
in den 40 Tagen an ihre Stelle und bestand diese Probe. Die Zahl 40 symbolisiert
Versuchung bzw. Erprobung.
Die
Brotfrage
Details zu dieser
Frage finden wir nur in Matthäus und Lukas.
Matthäus: Mt 4,3-4 Und der
Versucher trat zu ihm hin und sprach (a): Wenn du Gottes Sohn bist, so
sprich, dass diese Steine
Brote werden! (a) 1Mo 3,1; (Der gleiche Vorgang schon beim
1. Adam bzw. bei Eva).
Er aber antwortete
und sprach: Es steht geschrieben: «Nicht von Brot allein soll
der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes
ausgeht (a).» (a) 5Mo 8,1-4; (Dies sollte sein Volk schon damals
in der Wüste lernen) Joh 4,34.
Brot bedeutet Nahrung
und damit Leben. Nahrung ist notwendig für das leibliche und das geistliche
Leben. Deshalb antwortet Jesus hier: Nicht vom Brot allein (davon kann
der Leib leben), sondern von Gottes Wort (nur davon kann der Geist leben).
Jesus geht es um mehr
als um leibliches Leben. Einer, der leiblich lebt, kann geistig tot sein.
Du hast den Namen, dass du lebst und bist tot, Off.3,1 (Sardes).
Ein wesentlicher Punkt
ist auch, dass in Matt. Steine (mindestens 2) genannt werden und dagegen
in Lukas nur ein Stein genannt wird.
Wer ist in Matt. mit
den Steinen gemeint? Matt. ist das Königreichsevangelium, in dem es
zuerst um Haus Juda und die Davidslinie, die Regentschaft, geht. Haus Juda
teilt sich in 2 Linien, in Tamar und Schela. Beide haben bis heute ein
steinernes Herz, aber auch die Zusage, dass er ihnen ein fleischernes Herz
geben wird (Hes.36,26). Erst dann können sie Brot und Nahrung für
andere sein. Die 2 Steine erinnern somit an diese beiden Linien des Hauses
Juda. Nach Hes. können sie auch auf das geteilte Israel, Haus Juda
und Haus Israel, ausgelegt werden (Hes.37,15-28).
Lukas: Lk 4,3-4 Und der
Teufel sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich zu
diesem Stein, dass er Brot
werde. Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: «Nicht
vom Brot allein soll der Mensch leben (5Mo 8,3), sondern von allem,
was aus dem Munde Gottes hervorgeht.
Im Lukasevangelium,
dem Evangelium der Breite, ist nur von einem Stein die Rede. Dieses
Evangelium ist nicht auf Haus Juda beschränkt, sondern geht in die
ganze Breite, es steht für ganz Israel und die Völker. Damit
aber auch für die Leibesgemeinde. Wenn in Matt. Haus Juda angesprochen
ist, so ist in Lukas auch Haus Israel mit hineingenommen. Der führende
Stamm ist hier Ephraim. Ephraim ist auf der ganzen Erde unter die Völker
zerstreut. Aus dieser Linie und aus Haus Juda hat sich der Herr die Leibesgemeinde
erwählt. Vor dem Kreuz war auch sie ein Stein und hatte noch kein
unauflösliches Leben. Äonisches Leben gab es zwar, aber es reichte
nicht aus, um wirklich Brot zu sein. Wäre damals auf das Angebot
des Versuchers die Gemeinde schon Brot geworden, dann hätte Jesus
nicht ans Kreuz gemusst. Das wäre für die Heilsgeschichte Gottes
eine Katastrophe gewesen. Wirkliches Leben gibt es in dieser gefallenen
Schöpfung nur durch Sterben. Deshalb wollte Jesus ans Kreuz und Satan
hat wiederholt versucht, ihn davon abzubringen. Der letzte Versuch war
in Gethsemane.
So findet auch dieser
vermeintliche Widerspruch (1 Stein oder
2 Steine) eine tiefe prophetische
Erklärung.