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Gnade

Eine weitere Besonderheit ist der Gebrauch des Wortes Gnade in den Evangelien.
Die ganze Bibel ist eine Gnadenbotschaft. Heilsgeschichte Gottes läuft auf der Basis der vorlaufenden Gnade ab. So gab es die Gnade, bevor es den Chronos, den Zeitlauf, gab.

Die ganze Erwählung vor dem Herabwurf des Kosmos war schon Gnade. Auch im AT wurde um einen gnädigen Gott gebetet. 217x kommt Gnade im AT vor. Das erste Mal in 1.Mo.19,19 bei Lot; Dann in 1.Mo.32,11 bei Jakob: Ich bin zu gering für alle Gnadenerweise und all die Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast; denn mit meinem Stab bin ich über diesen Jordan (Todesfluß) gegangen, und nun bin ich zu zwei Lagern geworden.
Jakob rühmt die Gnade Gottes und stellt fest, dass sein Volk in zwei Lager geteilt ist. Dies ist schon ein Hinweis auf die spätere Teilung Israels in Haus Juda und Haus Israel. Mit diesen beiden Häusern geht es dann in den Evangelien weiter. Die Charakteristik der Evangelien ist eng mit seinem Auswahlvolk Israel, mit dem er ja sein Königreich errichten will, verbunden.

Das Wort Gnade kommt wie folgt vor:
AT = 217x; NT = 130x; Evangelien = 7x; Paulus = 87x; Andere Briefe des NT = 36x.
Matt. 0x; Mark. 0x; Luk. 3x; Joh. 4x.
Es ist bemerkenswert, dass in Matt. und Mark. das Wort Gnade nicht vorkommt. Es zeigt, dass es hier erst einmal um Werke geht. Dies ist auch in Luk. nicht anders. Dort kommt das Wort Gnade 3x vor und bezieht sich 1x auf Maria und 2x auf den jungen Jesus. Natürlich ist alles was Jesus in den Evangelien verkündigt eine Gnadenbotschaft, trotzdem ist es ein Unterschied zu der Botschaft des Paulus. Es kommt auf den Schwerpunkt an: Werke und Gnade oder Gnade und Werke. Es ist ein Unterschied, ob ich in den Werken lebe und die Gnade benötige, oder ob ich in der Gnade lebe und die Werke tuen darf, die Gott zuvor bereitet hat.
Jesus verkündigt in den Evangelien nicht: „nehmt die Gnade an, sondern haltet die Gesetze. Vergebt den anderen, dann vergibt euch Gott (Vaterunser)“. Es ist das Evangelium vom Reich (Reichslinie oder Werkelinie). Es ist ein Evangelium, das vor dem Kreuz verkündigt wurde, ein Zustand wie zu Zeiten des alten Bundes, mit einem Unterschied, der König war sichtbar erschienen. Er verkündigt ihnen nun, glaubt an mich, folgt mir nach und ihr habt äonisches Leben. Jesus sagt auch: „Wem ich vergebe, dem ist vergeben (Gnade).
Mit dem Johannesevangelium ändert sich die Botschaft. Hier kommt das Wort Gnade in einer neuen Dimension vor:

Dieses Evangelium ist der Übergang zur Botschaft der anderen Schreiber des NT, die ja die Botschaft nach dem Kreuz verkündigen und den Begriff Gnade 36x verwenden. Eine weitere Steigerung ist dann bei Paulus, dem eine noch höhere Dimension offenbart wurde und der das Evangelium auf das Vollmaß brachte. Bei Paulus kommt Gnade 87x vor und mündet in das Evangelium der Herrlichkeit. Dieses Evangelium hat er den 12 Aposteln nicht offenbart.
So finden wir eine Steigerung der Gnadenbotschaft durch das ganze Wort Gottes für die ganze Schöpfung. Auch die Engel lernen immer noch die Gnade zu begreifen. Heute erkennen sie noch nicht, dass die Gesetze nicht ausreichen. Deshalb muss auch das 1000- Jahrreich unter Gesetz ablaufen, unter Ausschaltung Satans. Am Ende dieser Zeit wird auch den Engeln klar, dass alle die Gnade benötigen. Die auch allen angeboten wird, denn das Lamm hat für alle bezahlt, und alle gehören zu Gottes Schöpfung, die ER geplant hat und verantwortet. So geht die ganze Schöpfung über Gesetz zur Sündenerkenntnis und damit in den Tod, um so ins neue göttliche Leben hineingestaltet zu werden. Das meint auch Psalm 82.67 über die Engel, wenn es dort heißt: „Götter seid ihr alle und sterben werdet ihr wie ein Mensch“. Nur wenn das Alte gestorben ist, wird es neues Leben geben. Wer glauben kann, dass er am Kreuz mitgestorben ist, der kann schon heute in der Neuheit des Lebens wandeln, Rö.6,4, wenn auch in aller Schwachheit und mit Versagen im täglichen Leben. Er kann es, weil der Christus in ihm lebt und glaubt und liebt, ja alles für ihn sein will. Wenn uns auch einmal Zweifel befallen, der Christus ist trotzdem da. Wer es einmal weiß, dass Christus in ihm wohnt, für den gilt es immer. (Siehe hierzu den nächsten Artikel: Was wir in Christus sind). Die Schlachtung (Teilung) des Lammes kann nicht umsonst gewesen sein. Der Sohn hat den abgefallenen Teil der Engelwelt festgehalten, sonst wäre sie im Nichts versunken. Das Festhalten vom Herabwurf des Kosmos an, an seiner ganzen Schöpfung, bedeutete die Teilung des Lammes. Jesu Leiden begannen somit schon, bevor es Menschen gab, beim 1. Sündenfall im Himmel. Die Erwählung des Lammes vor dem Herabwurf des Kosmos war schon Gnade.

Ohne Gnade wäre Heilsgeschichte Gottes keine Heilsgeschichte.
Heil durch Gnade.
Diese Formel geht auf und sie wird allen angeboten.

Die Gnade ist erschienen zum Heil der ganzen Welt.
Ein völliges Versühnen ist uns bereitgestellt.
Die Gnade ist gekommen herab in unsre Not,
hat von uns weggenommen der Sünde Sold, den Tod.

Die Gnade hat geschenket uns Gottgerechtigkeit
und uns ins Herz gesenket den Frieden nach dem Streit.
Die Gnade hat gegeben, was nie ein Mensch erdacht,
lässt herrschen uns im Leben durch ihre Übermacht.

Die Gnade will vollenden uns hin auf Christi Tag;
dann wird die Schwachheit enden, vergehen Not und Plag.
Die Gnade ewig währet, weil Er die Gnade ist,
und wer die Gnad erfähret, wird heil zu dieser Frist.

Die Gnadenströme fließen in Fülle, tief und weit.
Die Gnade sei gepriesen in alle Ewigkeit.
                                    Karl Geyer

Fazit:
Ich will gedenken an meinen Bund, den ich mit dir (Israel) geschlossen habe zur Zeit deiner Jugend, und will mit dir einen ewigen Bund aufrichten. Hesekiel 16,60.

Zwischen den 3 Synoptikern und Johannes können wir schon einen Unterschied feststellen. Johannes hat eine Sonderstellung und ist der Übergang zu der Botschaft des Paulus.
Von Matthäus über Markus, Lukas und Johannes können wir eine Steigerung der Botschaft sehen, wobei es zuerst um sein Bundesvolk geht. Jesus war unter Gesetz zu seinem Volk gekommen. Sein Kommen war Gnade, aber seine Botschaft zuerst nicht. Jesus hat das Gesetz und dessen Einhaltung gepredigt: „Tut Buße und glaubt - lasst euch Taufen - verlass alles, was du hast und folge mir nach - vergib deinen Schuldigern, dann vergebe ich auch dir“. Er sagt ja auch: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gekommen. Diese Schafe wollte er zurück unter das Gesetz bringen, damit sie Sündenerkenntnis bekommen und Buße tun. Das war alles vor dem Kreuz. Am Kreuz geschah dann die große Wende. Dort starb er für alle und sicherte ein weltweites Heil. Nach dem Kreuz war die Zeit, wo die Gnade verkündigt wurde. Johannes beginnt damit, nicht die 3 Synoptiker. Diese Gnadenbotschaft bekommt durch Paulus eine noch höhere Dimension. Bei Paulus geht es nicht nur um Israel und die Völker, sondern in erster Linie um seinen Leib. Auf dieser Erde trat zuerst Israel in Erscheinung und danach die Körperschaft des Christus. Doch diese Körperschaft war als erste vor dem Herabwurf des Kosmos erwählt und wird auch als erste ihre Aufgaben wahrnehmen. Wenn der Messias zu Israel kommt, ist diese Körperschaft als sein Leib dabei. Die Heilsgeschichte eskaliert zu einem wunderbaren Höhepunkt. Dieser Höhepunkt macht eindeutig klar, Gott will alle. Deshalb hat er sich Werkzeuge zum Dienst in seiner Heilsgeschichte erwählt. Alle werden dran kommen, aber jeder in seiner Ordnung und zu der für ihn bestimmten Zeit.

Das Ziel ist, Gott wird alles in allem sein. Können wir das begreifen und akzeptieren? Oder halten uns alte Traditionen davon ab, Gott in seiner absoluten Souveränität zu verstehen?

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